Die Königsdisziplin dieses Megatrends einer Nachnutzung sind allerdings sortenreine Kreislaufprozesse ohne Downcycling-Effekte. Wenn beispielsweise aus PET-Flaschen im geschlossenen Kreislauf wieder PET-Flaschen werden, Trägerfolien aus Polyester nach dem Recycling erneut als Trägerfolien dienen – oder wenn es gelingt, die unabdingbare Frischfaserzufuhr im Papierrecycling bis in die Grenzbereiche des technisch Machbaren zurückzuschrauben. Auch die Möglichkeit, Maschinen und Anlagen durch den Einsatz hochwertigster Materialien an Verschleißflächen und durch proaktive Wartung weitaus länger als bisher nutzbar zu machen, steht im Raum. Das setzt neue Geschäftsmodelle voraus, in denen die Anbieter von Print & Packaging-Technologies statt der Maschinen und Anlagen deren Nutzung verkaufen und in Pay-per-Use-Modellen abrechnen.
Ob geschlossene Materialkreisläufe oder Pay-per-Use-Betreibermodelle nahezu ewig laufenden Maschinen: Die nötigen Schlüssel zur Umsetzung der Circular Economy liefert ein anderer Megatrend: Die Digitalisierung. Materialkreisläufe setzen Transparenz über die gesamten Produktlebenszyklen hinweg voraus. Materialentwicklung, Anwender und Recyclinganbieter brauchen präzise Informationen, wie das spezifische Produkte oder die jeweilige Verpackung produziert und genutzt wird, mit welchen möglichweise giftigen Stoffen sie in der Prozesskette bis hin zur Entsorgung in Berührung kommt und welche Prozesse im Recycling erfolgen. Anschaulich wird die Herausforderung am Beispiel von Folie, die für gespritzte Schnittblumen genutzt und dabei kontaminiert wird. Gelangt sie in denselben Stoffstrom wie Gemüseverpackungen aus Kunststoff, ist es im Anschluss an das Recycling kaum nachvollziehbar, warum die Recyclingfolie Spuren von Pestiziden enthält. Hier setzt eine Circular Economy ebenso Transparenz voraus, wie im Falle der Pay-per-Use-Nutzung von nahezu störungsfreien Maschinen. Vollvernetzte Maschinen mit einem engmaschigen, möglicherweise KI-gestützten Condition Monitoring sind die Voraussetzung dafür, dass solche Geschäftsmodelle tatsächlich praktikabel und für alle Beteiligten – inklusive der lange übersehenen Umwelt – lohnenswert werden.