Was geschieht? Und was ist bereits geschehen?
Zunächst eine Beobachtung auf Unternehmensebene: In den vergangenen 20 Jahren hat sich ein deutlicher Stimmungswandel vollzogen. Früher haben die meisten Kinder aus Druckereihaushalten Studiengänge absolviert, die es Ihnen ermöglichten, den gleichen Weg wie ihre Eltern einzuschlagen. Sie waren motiviert und zeigten ein besonderes Interesse an diesem Beruf. Sie besuchten Schulen und Ausbildungseinrichtungen, wo sie das erforderliche technische Fachwissen erwarben und sich zusätzliches Know-how aneigneten. Das Geschäft florierte und hohe Gewinnmargen versprachen in Familienunternehmen eine gute Zukunft.
Heute verfügen mehr und mehr Führungskräfte von Unternehmen eher über Erfahrungen in den Bereichen Handel, Management und Produktionsleitung. In der Vergangenheit waren es häufig Technikerinnen und Techniker, die ihre Arbeit und ihr Fortkommen auf ihr Know-how und auf ihre Leidenschaft bauten. Wir haben es bereits angesprochen: Die heutigen Umstände erfordern erheblich mehr Erfahrung im Management, damit Unternehmen rentabel agieren und Nutzen generieren können.
Im Allgemeinen rühmen die Drucker von heute in ihren Familien nicht mehr die Tugenden ihres Berufs. Die Margen sind seit den 2000er Jahren deutlich gesunken, was zu Lasten der Rentabilität geht. Gleichzeitig tendiert die Branche hin zu einer Konsolidierung unter der Kontrolle der großen Unternehmensgruppen. Infolgedessen steigen andere Gruppen junger Leute in die Druckindustrie ein – und entdecken diese Branche für sich vollkommen neu.
Eine zweite Beobachtung mit Blick auf die künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer: Die jüngere Generation von heute, auch Generation Z genannt, hat eine andere Vorstellung von der Welt und von der Arbeit. Viele Unternehmen tragen dieser veränderten Haltung noch nicht Rechnung. Wollen sie ihre Arbeitsplätze attraktiv machen, müssen Unternehmen ihren Führungsstil, ihre Eingliederungsmaßnahmen und ihre Überzeugungskraft überdenken – indem sie sich auf die Forderungen der Generation Z einstellen. Diese jungen Menschen wurden praktisch mit Bildschirmen geboren. Für sie hat nicht mehr die Arbeit oberste Priorität. Wichtiger sind ihnen ihre Arbeitsbedingungen, ihr Wohlbefinden und ihre Familien. Verschiedene Studien aus unterschiedlichen Ländern kommen alle zu ähnlichen Schlussfolgerungen.
Die dritte Beobachtung gilt dem Niveau der Ausbildungsprogramme. Sind die Angebote noch für eine Ausbildung in der Druckindustrie angemessen? Werden sie an die schnellen Entwicklungen in der Branche angepasst? An die Arbeitsplätze von morgen (Ausbildung der Dozenten und Lehrer an Schulen, Instituten, Universitäten)? An die veränderten Verhaltensmuster der neuen Generationen (unter anderem Nutzung digitaler Werkzeuge, Zeit-Management, Zeiteinteilung)? Und werden sie der sich jetzt deutlich erkennbar neu stellenden Anforderung gerecht: der Integration innovativer KI-Werkzeuge, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, um sich erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen?