Nun, die gute Nachricht für uns Druckexperten ist, dass dieses Diagramm in diesem Jahr noch voller werden wird. Smithers beobachtet die Entwicklungen in dieser Branche, veröffentlicht Berichte und veranstaltet Konferenzen zum Thema digital gedruckte Verpackungen. Die Veranstaltungen in Europa, Amerika und Asien bringen Hunderte von Markenartikelherstellern, Einzelhändlern, Abpack- und Abfüllunternehmen, Verpackungsherstellern, Agenturen und Designern sowie Lieferanten von Maschinen, Bedruckstoffen, Druckfarben und Toner zusammen. Auch Workflow- und Logistikunternehmen sind vertreten. In diesen hervorragenden Foren haben sich die Diskussionen im Laufe der Jahre von technologischen Fragen hin zu den greifbaren Vorteilen und verbesserten Geschäftsprozessen entwickelt, die mit der Einführung des Digitaldrucks verbunden sind – und zunehmend auch der digitalen Weiterverarbeitung.
Heutzutage sind Qualität, Zuverlässigkeit und Produktivität bei Inkjet- und elektrofotografischen Druckmaschinen für Verpackungen kein Thema mehr. Auf der drupa werden wir Inkjet-Bogendruckmaschinen sehen, die mit Geschwindigkeiten von 11.000 Bogen pro Stunde im Format B1 das Äquivalent zum Prozessfarbendruck im Bogenoffset darstellen. Rollendruckmaschinen wiederum bieten Geschwindigkeiten von mehr als 400 Metern pro Minute bei Breiten bis 2,8 Metern. Sie werden Alternativen zum Offset-, zum Flexo- und zum Tiefdruck sein.
Die Hersteller von Druckköpfen und Druckmaschinen entwickeln Lösungen für den Inkjet-Druck, die Bildfehler ausschließen, indem sie in Echtzeit den Ausfall von Düsen und Abweichungen kompensieren. Diese Lösungen werden die Lebensdauer der Druckköpfe verlängern und die Verfügbarkeit der Maschinen verbessern. Der Inkjet-Druck wird der eigentliche Gewinner sein. Denn es werden schnellere Maschinen gezeigt, insbesondere für die Herstellung flexibler Verpackungen. Die Inkjet-Technologie wird verbessert, wobei UV- und wasserbasierte Tinten für bestimmte Anwendungen zum Einsatz kommen. Es wird mehr hochpigmentierte Rezepturen geben, mit denen sich die Dicken der Farbschichten reduzieren und die Gesamtbetriebskosten senken lassen. Der Anteil des Digitaldrucks wird weiter steigen.
Es geht aber nicht nur um den Druck. Einige Anbieter zeigen Systeme mit hohem Automatisierungsgrad für den Druck und die Veredelung von Schachteln aus Wellpappe, Faltschachteln und flexiblen Verpackungen in einem Arbeitsgang. Möglich wird dies dank der Kombination von Digitaldruck und digitaler Weiterverarbeitung. Diese Systeme warten mit automatisierten Steuerungssystemen auf, die die Druckmaschinen ansteuern, die Drucke messen und prüfen und schließlich auch die Weiterverarbeitung steuern. Hier kann es sich um Beschichten, Laminieren, Schneiden, Rillen, Falzen und Kleben handeln – in Kombination mit vielen Möglichkeiten der Veredelung. Die digitalen Front-End-Steuerungen werden stetig leistungsfähiger. Sie automatisieren und steuern die digitalen Druckwerke. Gleichzeitig messen und kontrollieren sie die Qualität, und sie stellen die Technologie für die Weiterverarbeitung ein. Dieser Ansatz trägt dazu bei, die traditionellen Fähigkeiten des Personals in Druck und Weiterverarbeitung zu ersetzen – ein wichtiger Aspekt, da qualifizierte Arbeitskräfte zunehmend knapp werden.
Während neue Digitaldruckmaschinen sicherlich für Schlagzeilen sorgen werden, kommt der unterstützenden Workflow-Software noch größere Bedeutung zu. Mit Digitaldruckmaschinen lässt sich nur dann Geld verdienen, wenn sie verkaufbare Druckerzeugnisse produzieren. Leistungsfähige Workflows sind unerlässlich, da sie die Druckdaten vorbereiten und die Warteschlangen der Maschinen stetig mit Druckaufträgen füllen müssen. Diese Tatsache kann für Verpackungshersteller ein Hindernis für den Einstieg in den Markt darstellen, weil vielen von ihnen die erforderlichen Druckvorstufen-Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Daten fehlen. Auf der drupa werden viele Unternehmen Lösungen anbieten, die mit Management-Informationssystemen (MIS) integriert sind, um die administrativen Prozesse zu automatisieren, die für das Abarbeiten vieler kleiner Auflagen erforderlich sind. Die Arbeitsprozesse werden zunehmend kollaborativer sein. In ihnen werden neu erstellte Designs nach der Freigabe seitens der Kunden in Auftrags-Warteschlangen für automatisches Farbmanagement und Ausschießen geladen, ohne dass Mitarbeitende der Verpackungshersteller manuell eingreifen müssen. Die integrierten MIS ermöglichen das Bestellen der Bedruckstoffe und die Planung der Produktion in Druck und Weiterverarbeitung, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Die Verpackungshersteller wiederum können ihre Produktionskapazitäten optimal ausschöpfen.
Digitale Workflows könnten Verpackungshersteller abschrecken, die nur wenige große Aufträge produzieren. Aber so ist der Lauf der Zeit. Unternehmen werden sich auf der drupa 2024 mit Lösungen beschäftigen können, die die Prozesse in den Lieferketten vereinfachen – entscheidend, um auch künftig erfolgreich im Geschäft mit Verpackungen und Etiketten agieren zu können. Die Marktführer bieten eine breite Palette kreativer Software an. Sie präsentieren neue Möglichkeiten, mit denen die sich wiederholenden Prozesse im Verpackungs-Design, in den Freigabeprozessen und in der Druckvorstufe automatisiert werden können. Und die hier Zeit- und Kosteneinsparungen ermöglichen. Andere Anbieter werden Lösungen speziell für die Integration und Optimierung des Farbmanagements, für das Ausschießen und Möglichkeiten für die Bereitstellung variabler Daten vorstellen.
Letztlich werden alle diese Verpackungslösungen von den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher bestimmt – oder besser gesagt, von ihren Anforderungen. In der zunehmend vernetzten Welt verändern sich diese Anforderungen und Erwartungen, und Markenartikelhersteller arbeiten mit mehr Engagement und Interaktion daran, die Erfahrungen der Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihren Produkten zu verbessern. Dank des Digitaldrucks können Markenartikelhersteller inhaltliche Entscheidungen heute zu späteren Zeitpunkten in der Lieferkette treffen, also näher an ihren Kundinnen und Kunden. Das trägt dazu bei, dass Verpackungen zusätzliche, nützliche Funktionen bieten können. Mit ihnen übernehmen Verpackungen – über ihre traditionellen Funktionen Schutz und Aufbewahrung hinaus – auch die Funktion, Informationen und Werbebotschaften zu transportieren. Unverwechselbare digitale Drucke können mit der virtuellen Welt verbunden werden, was neue Möglichkeiten hinsichtlich der logistischen Effizienz und für die stärkere Einbeziehung von Konsumentinnen und Konsumenten eröffnet.
Die drupa ist die wichtigste Druckfachmesse. Alle wichtigen Hersteller werden vor Ort sein und hier ihre Angebote präsentieren. Und weil sie die Veranstaltung gleichzeitig nutzen, zu zeigen, woran sie aktuell arbeiten, um hierzu Feedback zu erhalten. Und der digitale Verpackungsdruck (einschließlich Weiterverarbeitung) wird ganz oben auf der Agenda stehen. Es wird mehr Maschinen für die Etikettenherstellung geben. Gleiches gilt für Druckmaschinen für Wellpappe (Postprint und Preprint), für Maschinen, die Kaschiermaschinen ersetzen sowie für Maschinen für die Herstellung von Faltschachteln und flexiblen Verpackungen. Und es gilt für den Druck auf Metall. Zudem werden interessante Maschinen für den Direktdruck auf Objekte wie Dosen, Aerosole, Kunststoffe und Glas zu sehen sein. Die etablierten Anbieter der Branche werden optimierte Qualität, Geschwindigkeiten und Formate präsentieren, wobei neue Tinten und Toner die Palette der machbaren Verpackungsarten erweitern.
Ich bin wirklich auf die Newcomer gespannt, die bereits angekündigt haben, welche Entwicklungen sie präsentieren werden. Zudem weiß ich von mehreren potenziellen Innovationen, die allerdings Geheimhaltungsvereinbarungen unterliegen und die ich nicht erwähnen darf. Aber das ist der Fluch eines Technikredakteurs. Mit der Eröffnung der drupa wird sich das ändern.
Warten wir also den Mai 2024 ab!