Die Auswirkungen grafischer Gestaltung auf die Umwelt beherrschen
Fabrice Peltier – Designer, Eco-design Consultant
Viele Druckerzeugnisse, insbesondere Verpackungen, haben eines gemeinsam: Sie werden in aller Regel in großen Mengen gedruckt, um die Nachfrage von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu decken. Während man sich auf die Verringerung des Materialverbrauchs in der Verpackungsherstellung fokussiert, scheint ein entscheidender Aspekt übersehen zu werden: die Auswirkungen der Druckfarben auf die Umwelt. Die häufig als nicht wesentlich erachteten Druckfarben, mit denen Druckerzeugnisse gestaltet werden, spielen eine wichtigere Rolle, als uns das vielleicht bewusst ist – sowohl hinsichtlich ihrer ökologischen Auswirkungen als auch wirtschaftlicher Erwägungen.“
Wer versteht wie Druckfarben zusammengesetzt sind, erkennt ihre komplexe, aus mehreren Komponenten bestehende Beschaffenheit. Die Pigmente oder Farbstoffe sorgen für die leuchtenden Farbtöne, die aufmerksamkeitsstark sind und Markenauftritte individualisieren. Die Bindemittel fungieren als Träger und ermöglichen es, dass Druckfarben auf unterschiedlichen Oberflächen gut haften. Darüber hinaus werden Additive zur Verbesserung der Eigenschaften von Druckfarben genutzt, um beispielsweise schnelle Trocknung oder verbesserte Abriebfestigkeit zu gewährleisten.
Alle grafischen Elemente, typografischen Zeichen, Formen und Farben, die sorgfältig ausgewählt werden, damit sie die beabsichtigten Botschaften vermitteln, erfordern im Druck eine bestimmte Farbmenge. Mit der umweltfreundlichen, als „Ink Saving Process“ (bzw. Eco-Inking) bekannten Farbeinsparung können Designerinnen und Designer hochwertige grafische Designs erstellen und gleichzeitig im Druckprozess den Farbverbrauch reduzieren.
Idealerweise wird die Farbeinsparung bereits zu Beginn der Gestaltung berücksichtigt – als Zwischenschritt auf Grundlage eines gut durchdachten Grafik-Entwurfs. Vorausschauende Designerinnen und Designer werden die Farbeinsparung allerdings als integralen Bestandteil des gesamten Gestaltungsprozesses betrachten und schon bei der Entwicklung der grafischen Identität und der Leitlinien von Markenauftritten berücksichtigen.
Das Kernanliegen der Farbeinsparung ist das Optimieren des Druckfarbenverbrauchs, ohne die Qualität und optische Wirkung der grafischen Gestaltung zu beeinträchtigen. Auf diese Weise soll ein harmonisches Gleichgewicht zwischen effizienter Ressourcen-Nutzung und Kreativität erzielt werden. Auch wenn Veränderungen im Druckfarbeneinsatz für die Verbraucherinnen und Verbraucher oder die Leserschaft nicht sofort erkennbar sind, haben erfolgreiche „Eco-Inking-Initiativen“ ihre Potenziale bewiesen, die ökologische Glaubwürdigkeit von Markenartikelherstellern zu stärken und positive Resonanz bei Zielgruppen hervorzurufen.
Damit nicht genug: Eine Öko-Philosophie im Grafik-Design umfasst weit mehr als nur die Verringerung des Farbverbrauchs. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für den Umweltschutz. Steigen Designer auf umweltfreundliche Materialien und Produktionsverfahren um, können sie die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die Umwelt erheblich mindern.
Auch im Recycling bietet die Farbeinsparung einen entscheidenden Vorteil: Das in der Herstellung von Verpackungen und Werbematerialien in großen Mengen eingesetzte Papier durchläuft im Recycling einen Entfärbungs-Prozess (Deinking), um die Reinheit des neu entstehenden Papiers zu gewährleisten. Wird die im Druck eingesetzte Farbmenge reduziert, erleichtert das das Deinking des mit diesem Verfahren bedruckten Papiers. Es müssen hier weniger Chemikalien und Energie eingesetzt werden, die ansonsten zur Ablösung der Druckfarben von den recycelten Materialien notwendig sind. Dies wiederum reduziert die Abfallmengen und trägt zur nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft bei.
Zudem können Markenartikelhersteller mit der Farbeinsparung bares Geld sparen – schlägt sich doch der reduzierte Druckfarbenverbrauch positiv und unmittelbar auf der Kostenseite nieder. Darüber hinaus kann die Entscheidung für den CMYK-Druck – oder sogar den CMY-Druck – bei noch niedrigeren Kosten hervorragende Ergebnisse sowie geringere Auswirkungen auf die Umwelt mit sich bringen.
Die Vorteile der Farbeinsparung haben sich in der Praxis bewahrheitet. Diese innovative Technik wurde vor mehr als zehn Jahren entwickelt und in Frankreich bei wenigstens 250 Verpackungen für Konsumgüter sorgfältig getestet. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Der Druckfarbenverbrauch konnte dauerhaft im Schnitt um 20 bis 25 % reduziert werden – ohne die optische Attraktivität und die Botschaften der ursprünglichen Grafik zu beeinträchtigen.
Als leidenschaftlicher Verfechter von Nachhaltigkeit und ökologischem Verantwortungsbewusstsein im Design hat die Weitergabe von Wissen und Know-how zur gemeinsamen Verbesserung unserer Umwelt für mich große Bedeutung. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, mein Wissen zum Thema Farbeinsparung in Form umfassender Leitfäden und Schulungsmaterialien als „Open Source“-Ressource zu verbreiten. Ich ermutige meine Design-Kolleginnen und Kollegen, Hersteller und generell Unternehmen, die Potenziale der Farbeinsparung zu nutzen und auf diese Weise in unserer Kreativ-Branche positive Veränderungen herbeizuführen. Ergreifen Sie während Ihres drupa-Besuchs die Gelegenheit und beschäftigen Sie sich nicht nur mit neuen Verpackungsmaterialien, mit neuen Maschinen und neuen Technologien, um die Auswirkungen von Verpackungen auf die Umwelt zu verringern. Suchen sie vielmehr auch nach neuen Wegen für die Gestaltung und die Herstellung von Verpackungen.
Fazit: Mit der Umstellung auf die Farbeinsparung lässt sich nicht nur die Umweltverträglichkeit von Druckerzeugnissen verbessern. Vielmehr eröffnet sie Designerinnen und Designern auch die Möglichkeit, als Pioniere des Wandels in der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft des Designs und des Verbraucherbewusstseins hervorzutreten. Gemeinsam können wir einen sinnvollen Beitrag zum Schutz der Ressourcen unseres Planeten leisten und eine grünere, vielversprechendere Zukunft für kommende Generationen sicherstellen.