- Zukunftsworkshop bringt Mitgliedsunternehmen, Trendforscher, Studierende und drupa-Leitungsteam zusammen
- Teilnehmer diskutieren die Einflüsse gesellschaftlicher und technologischer Trends auf Druck & Papier und entwickeln ein gemeinsames Zukunftsbild
Drucktechnik wird auch 2040 noch dazu dienen, greifbare, exklusive Produktwelten zu schaffen. Dies ist eine der zentralen Erkenntnisse des Zukunftsworkshops „Print 2030 – 2.0“. Folgende Fragen standen dabei im Fokus:
- Welche Rolle kommt der Druck- und Papiertechnik in einer digitalisierten Welt zu?
- Werden Wertschöpfungsketten und Nutzungsversprechen des Druck- und Papiermaschinenbaus in den nächsten zwei Jahrzehnten relevant bleiben?
- Und wie kann es gelingen, dass Maschinenbauer enger mit ihren Kunden sowie mit Endkunden kooperieren, um in Zukunft noch schneller auf gesellschaftliche und technologische Trends reagieren zu können?
„Im Geschäftsalltag beschäftigen sich die Unternehmen oft zu wenig mit der Zukunft. Veränderungen im Markt sind nicht nur eine Herausforderung, sondern können auch Chancen mit sich bringen. Unternehmen müssen diese frühzeitig erkennen“, erklärt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes. Vertreter der Mitgliedsfirmen haben darum auf dem Workshop Zukunftstrends analysiert und konkrete Innovations- und Handlungsfelder daraus abgeleitet. „Es geht uns darum, gemeinsam ein positives Zukunftsbild für unsere Branche zu entwickeln“, betont Heering.
Trendforscher benennen zehn zentrale Zukunftstrends
Ein solches Leitbild bedarf einerseits klarer Bezüge zum aktuellen Status-Quo in der Druck- und Papiertechnik. Andererseits gilt es, wirklich relevante Trends zu identifizieren und deren Einfluss auf heutige Wertschöpungsprozesse zu analysieren. Hierfür hat der Fachverband externe Berater hinzugezogen: Die Hamburger TRENDONE GmbH unterhält ein globales Netzwerk von Trendscouts und analysiert seit 15 Jahren Innovationen in verschiedensten Branchen und Technologiefeldern. Im Vorfeld des Workshops hatten die Spezialisten mit dem Vorstand des Fachverbands zehn Makrotrends ermittelt, die in der nächsten Dekade potentiell den größten Einfluss auf den Druck- und Papiermaschinenbau haben werden.
Vielfach weisen diese Trends in widersprüchliche Richtungen. So werden Konsumenten in Zukunft zwar ständig online sein und auch unterwegs gigantische Datenmengen bewegen. Doch zugleich wächst die Sehnsucht nach analogen Auszeiten, Naturerlebnissen sowie ökologisch und ethisch vertretbarem Konsum. Smarte Fabriken, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität erlauben „Hyper-Individualisierung“. Zur gleichen Zeit müssen Unternehmen sich mit der Plattformökonomie vertraut machen. Es steigt auch der Bedarf an sicheren und in jeder Hinsicht vertrauenswürdigen Prozessketten. Mit Methoden wie Open Innovation können Unternehmen Bedürfnisse und Ideen ihrer Kunden und Partner früher und genauer als bisher erkennen und ihr Portfolio und Geschäftsmodell optimal daran anpassen. Etwa mit Solutions as a Service: Bezahlt werden dann nicht mehr Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge, sondern deren Nutzung.
Jeder dieser Trends birgt Risiken und Chancen für Anbieter von Druck- und Papiertechnik. Fünf Teams haben diese im Workshop systematisch analysiert und dabei Aspekte wie die B2C- und B2B-Kundenbeziehungen, Wertschöpfungsprozesse und Nutzenversprechen zugrundegelegt. Zu den Erkenntnissen zählt, dass die Digitalisierung den Maschinenbauern neue Möglichkeiten zur Kollaboration mit ihren Zwischenkunden, aber eben auch einen direkten Draht zu Endkunden eröffnen kann. Diese Möglichkeiten gilt es systematisch zu nutzen, um in Zukunft schneller auf Markttrends und veränderte Kundenwünsche eingehen zu können. Etwa darauf, dass immer mehr Kunden Transparenz und einen schonenderen Umgang mit natürlichen Ressourcen fordern. Einlösbar wäre dies beispielsweise im Verpackungsmarkt durch Informationen zur Herstellung und zu den Möglichkeiten des Recyclings oder besser noch Upcyclings von Verpackungen.
Druckerzeugnisse bleiben auch 2040 in vielen Lebensbereichen relevant
Um das Zukunftsbild weiterzuentwickeln, unternahmen die Forscher mit den Teilnehmern eine Reise ins Jahr 2040. Dort erwartete sie eine vernetzte Welt mit Drohnen und Robotern, Mixed Reality und zur Superintelligenz gesteigerter künstlicher Intelligenz. Allgegenwärtige Touch-Oberflächen in Haushalten, Fahrzeugen und im öffentlichen Raum erlauben ständige Interaktion mit der Umwelt. Gedruckt wird mit unterschiedlichsten Materialien bis hin zu Zellgewebe in drei und vier Dimensionen. Produkte sind komplett individualisiert.
Von diesen Visionen inspiriert widmeten sich Vertreter aus Mitgliedsfirmen und ein Dutzend Studierende verschiedener Disziplinen der zentralen Zukunftsfrage: Welche Rolle werden Druckerzeugnisse in dieser digitalisierten Welt spielen? - Einig waren die Teilnehmer darin, dass Druckerzeugnisse in vielen Lebensbereichen relevant bleiben. Sei es für die Inszenierung wertiger Produkte oder zur individuellen Gestaltung von Textilien, Räumen, Keramikprodukten sowie von elektronischen Dekorations- und Bedienoberflächen.
„Die Grundbedürfnisse der Menschen werden 2040 ähnlich sein wie heute. Sie werden auf die Versorgung mit frischen Lebensmitteln angewiesen sein und beim Einkauf weiterhin auf unbeschädigte Produkte bestehen, was jeweils nur mit Verpackungen funktioniert“, erläutert Heering. Zugleich liege es in der Natur des Menschen, sich von der Masse abheben und Bleibendes hinterlassen zu wollen. Diese Bedürfnisse seien digital nicht einlösbar. Mithilfe digital vernetzter Prozessketten und künstlicher Intelligenz könne der Druckmaschinenbau jedoch dazu beitragen, dass auch in Zukunft exklusive, emotionale und vor allem greifbare Konsumerlebnisse möglich sein werden.
Print und Papier schaffen greifbare, bleibende Produkte
Letztlich wird sich ein bereits sichtbarer Trend fortsetzen: Der Druck erfüllt zusätzlich zur reinen Informationsübermittlung neue dekorative, funktionale und emotionale Aufgaben. Sei es im Verpackungsbereich, im industriellen Druck oder auch herhömmlich mit Büchern und Zeitschriften. Diesen kommt immer deutlicher Premiumcharakter zu. In komplett vernetzten Gesellschaften werden die Menschen auf analoge Refugien angewiesen sein, in denen das Lesen und die Weitergabe von Information reine Privatsache ist.
2040 wird nicht nur herkömmliche Drucktechnik dazu dienen, greifbare und exklusive Produktwelten zu schaffen. Hinzu kommen neue Anwendungen in 3D-Druck und gedruckter Elektronik, in denen mit analogen und digitalen Druckverfahren kostengünstige, hochflexible Prozesse realisierbar sind. Ohnehin werden die digitale und analoge Welt enger zusammenwachsen – auch im Drucksaal. Welche druck- und papiertechnische Lösung jeweils zum Einsatz kommt, wird von Fall zu Fall entschieden. Klar ist aber: Wer eine Verbindung aus Effizienz, Schönheit und schonendem Umgang mit Ressourcen sucht, wird mit Druck- und Papiertechnik auch in 20 Jahren noch richtig liegen.
„Wir werden die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung weiterhin konsequent nutzen, um unsere Lösungen für den Print- und Packagingmarkt weiterzuentwickeln“, fasst Heering die Ergebnisse zusammen. Dafür sei noch engere Kooperation mit Anwendern, Zulieferern und Materialherstellern gefragt, um schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können und um die Ressourcenbelastung entlang der Prozesskette auf ein Minimum zu reduzieren. „Wenn das gelingt, dann ist mir um die Zukunft der Druck- und Papiertechnik nicht bange“, erklärt er.
Mit Blick auf die drupa 2020 fand der Workshop unter Beteiligung des drupa Teams in Düsseldorf statt.
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