Faltschachteln – Risiken und Chancen -- drupa - 2028 - Messe Düsseldorf
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Faltschachteln – Risiken und Chancen


















Von Daniel Brunton, Herausgeber des Magazins „International Paper Board Industry“

Dank seiner Flexibilität eignet sich Karton ideal für die Vermarktung verpackter Produkte. Die Eigenschaften des Rohstoffs ermöglichen kreatives und innovatives Verpackungsdesign. Das gilt sowohl für den Druck und die Oberflächenstrukturen als auch die Verpackungskonstruktionen.

Nie zuvor hatte die Faltschachtelindustrie bessere Chancen als heute. Das seit der Pandemie zu verzeichnende Wachstum des Online-Handels eröffnet Verpackungsherstellern weitreiche Wachstumspotenziale. Aber man könnte auch argumentieren, dass die europäischen Richtlinien zu Einwegverpackungen – insbesondere zu Verpackungen aus Kunststoffen – eine einmalige Chance bieten, hier Kunststoffe gegen Faltschachteln zu ersetzen.

Faltschachteln zeichnen sich gegenüber Kunststoffverpackungen für den Einmalgebrauch durch vielfältige Vorteile aus. Dazu zählen:

  • Umweltverträglichkeit: In aller Regel gelten Faltschachteln als umweltfreundlicher als Kunststoffverpackungen.
  • Wiederverwertbarkeit: Faltschachteln sind über viele kommunale Recycling-Systeme weitgehend wiederverwertbar. Karton kann für die Herstellung neuer Produkte aus Papier recycelt werden, während Verpackungen aus Kunststoff angesichts der vielen unterschiedlichen Kunststoffarten und begrenzten Recycling-Infrastrukturen in der Wiederverwertung erhebliche Herausforderungen mit sich bringen.
  • Wahrnehmung der Konsumentinnen und Konsumenten: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher machen sich zunehmend Sorgen wegen der Folgen des Plastikmülls für die Umwelt und suchen gezielt nach Produkten, die nachhaltiger verpackt sind. Faltschachteln können Unternehmen unterstützen, diesem Anliegen gerecht zu werden. Mit ihnen können sie ihr Bemühen um Nachhaltigkeit unterstreichen, ihr Image verbessern sowie umweltbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher für sich gewinnen.
  • Ökologische Abbaubarkeit: Faltschachteln sind – unter geeigneten Bedingungen – biologisch abbau- und kompostierbar. Insbesondere bei Einwegverpackungen ist diese Eigenschaft vorteilhaft, da sie die mit dem Verpackungsmüll verbundenen langfristigen Umweltauswirkungen verringert.

Die Botschaft ist eindeutig: Faltschachteln sind nachhaltig, recycelbar und leicht zu handhaben. Doch sie bieten noch viel mehr. Zum Beispiel:

  • Markenschutz und Produktpiraterie: Markenpiraterie und Patentverletzungen bringen sowohl für Verpackungshersteller als auch für Markenartikelhersteller erhebliche Risiken mit sich. Fälschungssichere Verpackungslösungen, die die Authentizität von Produkten sicherstellen, bieten Faltschachtelherstellern enorme Chancen, die Produkte ihrer Kunden zu schützen. Ein Beispiel sind Sicherheitsmerkmale wie Hologramme.
  • Individualisierung und Personalisierung: In einigen Bereichen tendieren Verbraucherinnen und Verbraucher verstärkt zu individualisierten und personalisierten Verpackungen. Nutzen Verpackungshersteller die heutigen Möglichkeiten, kleinere Auflagen bei kürzeren Durchlaufzeiten zu produzieren und dabei den variablen Datendruck einzusetzen, können sie individuelle Anforderungen an Verpackungen abdecken.
  • Design und Innovation: Wer die Aufmerksamkeit von Kundinnen und Kunden auf sich ziehen will, muss mit attraktiven und lebendigen Verpackungs-Designs in den Markt gehen. Vor diesem Hintergrund investieren die Verpackungshersteller weiterhin in neue Gestaltungsmöglichkeiten, arbeiten eng mit Markenartikelherstellern zusammen und halten sich über Markttrends auf dem Laufenden – mit dem Ziel, innovative und ins Auge springende Verpackungslösungen einschließlich Prägefoliendruck und andere Formen der Veredelung zu entwickeln.

Digitalisierung und Veredelung

Man müsste schon hinter dem Mond leben, würde man die Bedeutung der Digitalisierung für die Faltschachtelindustrie nicht erkennen. Und damit meine ich nicht nur den Digitaldruck. Vielmehr meine ich die Optimierung der Arbeitsprozesse und – über den Digitaldruck hinaus – auch das digitale Stanzen sowie vieles mehr. Hinzu kommt die rasante Entwicklung der digitalen Veredelungstechnik. Faltschachtelhersteller werden auf der drupa 2024 alle wichtigen Akteure der Branche treffen können.

Automatisierung und Arbeitskräfte

Es mangelt in allen Branchen an Arbeitskräften. Die Automatisierung kann die Effizienz erhöhen und die Kosten senken. Zwar sehen viele Unternehmerinnen und Unternehmer die Vorteile der Automatisierung. Doch wollen sie einen reibungslosen Übergang zu automatisierten Prozessen sicherstellen, müssen sie in Schulungsprogramme für ihre Mitarbeitenden investieren. Das ist nicht von heute auf morgen umsetzbar.

Die Weiterentwicklungen führender Maschinenhersteller in Sachen schnellere Druckplatten- und Druckfarbenwechsel, Materialhandhabung und Weiterverarbeitung werden die Produktivität in der Faltschachtelherstellung unweigerlich steigern. Doch die Realität ist, dass wir nach wie vor Menschen in der Produktion benötigen. Entsprechend müssen das Know-how und die Fähigkeiten der nächsten Generation der Maschinenführerinnen und Maschinenführer gefördert und entwickelt werden.

Materialauswahl

Pro Carton (Europäische Vereinigung der Karton- und Faltschachtelindustrie) zufolge forschen Karton- und Faltschachtelhersteller kontinuierlich an neuen Technologien, um die Nachhaltigkeit von Kartonverpackungen zu verbessern und auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren. Diese neuen Lösungen und Materialeigenschaften sollen Markenartikelherstellern helfen, sich in der komplexen Debatte um Einwegverpackungen zu orientieren. Verpackungshersteller müssen lernen, wie sie diese Materialien durch ihre Maschinen in Druck und Weiterverarbeitung laufen lassen können.

Beispiele für innovative Entwicklungen sind:

  • Nicht mineralölbasierte Beschichtungen und Barrieren: Feuchtigkeits- und fettbeständige Eigenschaften sind bei vielen Arten von Verpackungen aus Faltschachtelkarton zwingend erforderlich – insbesondere für Lebensmittel. Verbundstoffe aus Faltschachtelkarton und Kunststoffen bieten Schutz, sind aber im Recycling häufig schwer trennbar. Die Verpackungsindustrie arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung innovativer Beschichtungen auf Wasserbasis und anderer nicht mineralölbasierter Beschichtungen, die als Barriere dienen. Beispiele sind BioBoard, Foodboard™ und Initiativen wie PlantPack.
  • Fasertechnologie: Mikrofibrillierte Zellulose ist ein erneuerbares Material, das bei faserbasierten Papier- und Kartonprodukten sowie bei Barriere-Materialien genutzt werden kann. Diese Technologie könnte das Potenzial bieten, fossile Materialien wie Kunststoffe, einige spezielle Chemikalien und Aluminium zu ersetzen. Das wäre eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Wiederverwertbarkeit.

 

Die drupa ist zurück

Für die meisten Faltschachtelhersteller ist die drupa die Anlaufstelle schlechthin – die bewährte Plattform für Innovationen, Begegnungen sowie den Austausch von Fachwissen und Praxiserfahrungen. Die bevorstehende drupa wird da keine Ausnahme machen: neue Kontakte knüpfen, Impulse mitnehmen, Wissen und Erfahrungen austauschen.

Hersteller von Maschinen, Rohstoffen, Verbrauchsmaterialien, Soft- und Hardware – das Angebot ist nahezu grenzenlos. Um langfristig erfolgreich bleiben zu können, wird es für die nächste Generation der Faltschachtelhersteller von elementarer Bedeutung sein, die angebotenen Technologien für die Automatisierung und die Steuerung des gesamten Prozesses zu kennen. Für sie ist die drupa ein Muss.

Über den Autoren:

Daniel Brunton ist Herausgeber von unter anderem zwei Fachzeitschriften rund um das Thema Verpackungen aus faserbasierten Materialien: die „International Paper Board Industry“ und die „Folding Carton Industry“. Ihre Zielgruppen sind Hersteller von Verpackungen aus Wellpappe und von Faltschachteln. Brunton arbeitet seit 1994 in der Branche. Die drupa findet zum 30sten Gründungstag der Brunton Business Publications Ltd. statt – einem in fünfter Generation im Familienbesitz geführten Medienhaus. Daniel ist bei den Verpackungsherstellern der Branche gleichermaßen bekannt wie bei den Lieferanten der Maschinen für die Herstellung von Verpackungen aus faserbasierten Materialien. Er hält weltweit regelmäßig Vorträge auf Veranstaltungen von Industrie- und Handelsverbänden.

Brunton ist erreichbar unter dan@brunton.co.uk oder auf auf LinkedIn

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