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Gutenbergs Erfindungen – Teil 3: Lettern und Setzkasten








In unserer Reihe stellt Gastautorin Dr. Julia Bangert von der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. nach und nach die Erfindungen von Johannes Gutenberg vor. Der dritte Teil behandelt Lettern und Setzkasten.

Die Lettern

Die Lettern oder Drucktypen bestehen hauptsächlich aus Blei und sind das Ergebnis des Gusses mit dem Handgießinstrument. Am Kopf eines langen rechteckigen Körpers (Schriftkegel) trägt jede Letter das seitenverkehrte und erhabene Bild eines Schriftzeichens. Zusammen bilden einzelne Lettern eine Satzschrift, mit der die verschiedensten Texte gesetzt werden können.

Um Zeit zu sparen, verwendeten Schreiber in der Frühen Neuzeit häufig Abkürzungen, sogenannte Abbreviaturen, und Buchstabenverschmelzungen, die Ligaturen genannt werden. Johannes Gutenberg orientierte sich mit seinen Drucken eng am Vorbild der Handschrift und übernahm diese Eigenheiten. Statt daher seine Texte wie heute üblich nur mit den 26 Buchstaben des Alphabets in Groß und Klein sowie den Satzzeichen zu setzen, produzierte er zusätzlich eine ganze Reihe dieser Sonderzeichen. Hinzu kamen noch verschiedene Varianten eines Buchstabens, beispielsweise als Anschlussbuchstabe. Ein solcher Anschlussbuchstabe sah an seiner rechten Seite wie abgeschnitten aus und hatte keinen Rand, sodass ein nachfolgender Buchstabe eng an ihn angesetzt werden konnte. Insgesamt goss Gutenberg für seine berühmte Gutenberg-Bibel rund 290 verschiedene Lettern.

Der Setzkasten

Christian F. Gessner, “Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgiesserey: mit ihren Schriften, Formaten und allen dazu gehörigen Instrumenten abgebildet auch klärlich beschrieben, und nebst einer kurzgefassten Erzählung vom Ursprung und Fortgang der Buchdruckerkunst”, 1740, p. 226f

Die fertigen Lettern werden in einen hölzernen Kasten mit vielen kleinen unterschiedlich großen Fächern eingeordnet, den „Setzkasten“. Ob Gutenberg bereits einen solchen Setzkasten verwendete oder die Lettern in anderer Weise ordnete, wissen wir nicht. In einer Handsetzerei ist der Setzkasten jedenfalls ein fester Bestandteil des Equipments. Für jede Schriftart, -größe und jeden Schriftschnitt gibt es einen eigenen Setzkasten. Die Größe der einzelnen Fächer und die Verteilung der Lettern darin richtet sich nach pragmatischen Gesichtspunkten. Die Buchstaben oder Satzzeichen, die am häufigsten gebraucht werden, sind in den größten Fächern in der Mitte platziert. So können mehr von ihnen im Setzkasten untergebracht werden und der Setzer kann sie am bequemsten erreichen. Seltener verwendete Typen finden sich in den kleineren Fächern rundherum. Daneben enthält jeder Setzkasten auch nicht druckendes Material, sogenanntes Blindmaterial, für die Wortzwischenräume und Zeichenabstände.

Über die Autorin:

Julia Bangert ist promovierte Buchwissenschaftlerin und Künstlerin. 2019 erschien ihre Dissertation unter dem Titel „Buchhandelssystem und Wissensraum in der Frühen Neuzeit“. Sie arbeitet freiberuflich als Buchmalerin und Illustratorin. Feinste Farbgebung und ein eleganter Pinselschwung sind ihr Markenzeichen, eine perfekte Blattvergoldung ist ihre Leidenschaft.

Eines ihrer laufenden Projekte ist die Illumination der Bibelseiten, die im Shop des Gutenberg-Museums in Mainz käuflich erworben werden können.

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