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Gutenbergs Erfindungen – Teil 4: Winkelhaken und Satz








In unserer Reihe stellt Gastautorin Dr. Julia Bangert von der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. nach und nach die Erfindungen von Johannes Gutenberg vor. Der vierte Teil behandelt Winkelhaken und Satz.



Handsatz-Zubehör

Der Setzer hat die Aufgabe, die einzelnen Lettern zu einem Text zusammenzusetzen. Zur Zeit Gutenbergs waren die Setzer sehr gebildet, denn sie mussten nicht nur lesen, sondern auch Latein verstehen können. Auch die vielen verschiedenen im vorigen Teil erwähnten Sonderzeichen stellten hohe Anforderungen an den Setzer, der wissen musste, wie sie richtig einzusetzen waren.

Der Satz eines Textes erfolgt zeilenweise. Dafür hält der Setzer in der einen Hand den sogenannten Winkelhaken und holt sich mit der anderen Hand die erforderlichen Buchstaben aus dem Setzkasten. Er muss dabei gut aufpassen, da die Buchstaben seitenverkehrt sind und er sie über Kopf in den Winkelhaken einlegen muss. Die Lettern besitzen dafür eine Einkerbung, die sogenannte Signatur, mit deren Hilfe der Setzer die richtige Ausrichtung ertasten kann. Wenn die Zeile fast voll ist, muss er sie „ausschließen“, das heißt zwischen den Wörtern werden die Abstände mit Blindmaterial aufgefüllt. Frühe Winkelhaken waren wahrscheinlich aus Holz und hatten eine feste Breite. Heute besteht ein Winkelhaken aus Metall und die gewünschte Zeilenbreite kann mit einer Stellschraube vorab eingestellt werden.

Der Satz

Christian F. Gessner, “Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgiesserey: mit ihren Schriften, Formaten und allen dazu gehörigen Instrumenten abgebildet auch klärlich beschrieben, und nebst einer kurzgefassten Erzählung vom Ursprung und Fortgang der Buchdruckerkunst”, 1740, p. 226f

Die fertigen Zeilen werden im Setzschiff zu einer ganzen Textseite zusammengesetzt. Das Setzschiff besteht aus einer einfachen Platte, die an drei Seiten einen Rand hat und zu einer Seite offen ist. Die Abstände zwischen den Zeilen, den Durchschuss, füllt man ebenfalls mit Blindmaterial. Als nächstes wird der ganze Satz zusammengebunden, damit alle Lettern beim Transportieren an ihrem Platz bleiben. Dieser Vorgang wird als Ausbinden bezeichnet. Dafür wird eine Schnur, die sogenannte Kolumnenschnur, mehrfach um den fertigen Satz gewickelt. Das Ende wird mit Hilfe einer Setzerahle durch die Wicklungen durchgefädelt und festgezogen. Die Ahle ist ein Werkzeug mit einem hölzernen Griff und einer schmalen metallenen Spitze. Mit ihr kann der Setzer auch Korrekturen im Satz durchführen, indem er einzelne falsch gesetzte Lettern mit der Spitze herauszieht. Vom Setzschiff wandert der fertige Stehsatz schließlich in die Druckerpresse und ist bereit für den nächsten Schritt.

Über die Autorin:

Julia Bangert ist promovierte Buchwissenschaftlerin und Künstlerin. 2019 erschien ihre Dissertation unter dem Titel „Buchhandelssystem und Wissensraum in der Frühen Neuzeit“. Sie arbeitet freiberuflich als Buchmalerin und Illustratorin. Feinste Farbgebung und ein eleganter Pinselschwung sind ihr Markenzeichen, eine perfekte Blattvergoldung ist ihre Leidenschaft.

Eines ihrer laufenden Projekte ist die Illumination der Bibelseiten, die im Shop des Gutenberg-Museums in Mainz käuflich erworben werden können.

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