Gutenbergs Erfindungen – Teil 6 Druckpresse -- drupa - 2028 - Messe Düsseldorf
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Gutenbergs Erfindungen – Teil 6: Druckpresse








In unserer Reihe stellt Gastautorin Dr. Julia Bangert von der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. nach und nach die Erfindungen von Johannes Gutenberg vor. Der sechste und letzte Teil behandelt die Druckpresse.

Illustration von Juno Sommer aus dem Kinderkrimi Gutenerg und die verschwundenen Lettern. Mainz-Gutenberg-Stiftung, 2019.

Für die Entwicklung der Druckpresse konnte Gutenberg auf verschiedene Vorbilder zurückgreifen, beispielsweise eine Weinpresse oder eine Papierpresse. Solche hölzernen Spindelpressen eigneten sich jedoch nicht für den Buchdruck, da der Tiegel ‒ die große Platte, mit der Druck auf die darunterliegenden Gegenstände ausgeübt wird ‒ von der Spindel in einer Drehbewegung nach unten gedrückt wurde. Auf diese Weise wäre jeder Abdruck auf Papier verschmiert worden. Eine wichtige Erfindung Gutenbergs ist daher das kleine Mittelstück zwischen Tiegel und Spindel: die sogenannte „Büchse“. Sie verhindert, dass sich der Tiegel beim Herunterdrücken dreht.

Einlegen des Papiers

Der Teil unterhalb des Tiegels, der Schlitten oder Wagen, kann vor und zurück geschoben werden. Ob auch Gutenbergs Urpresse einen solchen beweglichen Schlitten besaß, wissen wir nicht, da sie wie das Handgießinstrument nicht überliefert ist. Die üblichen Rekonstruktionen haben jedenfalls einen Schlitten und auf ihm liegt der Satz, der wie im letzten Teil beschrieben vor dem Druck eingefärbt wird. Der vordere Teil des Schlittens ist zweifach aufklappbar. Darin wird das zur besseren Farbannahme angefeuchtete Papier mit Nadeln fixiert (den sogenannten „Punkturen“). Der flache Rahmen, der die Ränder des Papiers vor Beschmutzung schützen soll, wird aufgelegt und anschließend der Pressdeckel mit dem Papier auf den Satz gelegt. Der Wagen wird nun unter den Tiegel geschoben.

Der Druck

Der eigentliche Druck erfolgt schließlich durch das Herunterdrücken des Tiegels, wodurch das Papier auf den eingefärbten Satz gepresst wird. Diesen ersten Druck auf ein Papier nennt man Schöndruck. Wenn das Papier im nächsten Schritt mit einem neuen Satz auf der Rückseite bedruckt wird, entsteht der Widerdruck. Die Punkturen sorgen dabei dafür, dass der Satzspiegel auf Vorder- und Rückseite genau übereinstimmt. Das fertig bedruckte Blatt wird zuletzt zum Trocken aufgehängt. Für den ganzen Vorgang waren zwei Gesellen an der Presse beschäftigt: einer, der den Satz mit den Druckerballen einfärbte, und der eigentliche Drucker, der den Pressbengel zum Herunterdrücken des Tiegels betätigte. Anders als die Setzer mussten diese Gehilfen nicht besonders gebildet, sondern hauptsächlich kräftig sein.

Die weitere Entwicklung der Druckpresse

Die Druckpresse wurde in dieser Form noch über Jahrhunderte hinweg verwendet. Man erweiterte lediglich die Formen, sodass bald bis zu acht Seiten gleichzeitig auf einen Druckbogen gedruckt werden konnten. Dieser wurde anschließend je nach Anzahl der aufgedruckten Seiten mehrfach gefaltet. Außerdem gab es später noch stabilere Druckpressen aus Metall. Das Grundprinzip der Erfindung Gutenbergs änderte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Entwicklung maschinisierter Setzmaschinen, wie die Mono- und die Linotype, und der dampfgetriebenen Schnellpresse.

Über die Autorin:

Julia Bangert ist promovierte Buchwissenschaftlerin und Künstlerin. 2019 erschien ihre Dissertation unter dem Titel „Buchhandelssystem und Wissensraum in der Frühen Neuzeit“. Sie arbeitet freiberuflich als Buchmalerin und Illustratorin. Feinste Farbgebung und ein eleganter Pinselschwung sind ihr Markenzeichen, eine perfekte Blattvergoldung ist ihre Leidenschaft.

Eines ihrer laufenden Projekte ist die Illumination der Bibelseiten, die im Shop des Gutenberg-Museums in Mainz käuflich erworben werden können.

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