Deutschland ist Vorreiter im Papierverbrauch. Pro Kopf werden ca. 600 Gramm Papier am Tag verwendet. Dabei reicht das heimische Holz bei weitem nicht aus. Deutschland importiert den Rohstoff aus Brasilien, Schweden und Portugal. Dies bedingt nicht nur lange Transportwege und damit einen hohen Emissionsausstoß, sondern vor allem auch einen Eingriff in die Flora und Fauna der anderen Länder. Um dies zu vermeiden setzt der deutsche Markt schon länger auf Recyclingpapier. Recyclingpapier ist die derzeit bekannteste Alternative zu Frischfasermaterial. In der Produktion entfällt der Prozess der Zellstoffherstellung, sodass im Schnitt bis zu 60 Prozent Energie und Wasser eingespart werden.
Eine Studie der Technischen Universität Darmstadt bestätigt zusätzlich eine Reduktion von Emission, Chemikalieneinsatz, CO2-Einsatz und Abfallaufkommen. Mit Recyclingpapier kann die Holzfaser mehrfach wieder verwendet werden. Das Praxisbeispiel zeigt anhand von Wellpappe eine Wiederverwendung von bis zu 25 mal.
Recycling ist gut. Doch was wäre, wenn auch das Primärprodukt bereits eine positive Umweltbilanz aufweist? Damit würde unser Recylingpapier noch nachhaltiger werden und die Fußabdrücke in der Umweltbilanz würden weniger.
Wir haben für Sie sechs nachhaltige Papieralternativen unter die Lupe genommen und sie nach den Kriterien Rohstoff, CO2 Ausstoß, Wasserverbrauch und chemische Zusatzstoffe bewertet.
Graspapier wird aus sonnengetrocknetem Gras, also Heu hergestellt. Gras wächst beinahe vor jeder Haustür und ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, der mehrfach jährlich geerntet werden kann. Nach der Pressung in Graspellets wird der Rohstoff zu einem ressourcenschonenden Papier weiterverarbeitet. In der Herstellung spart das nachhaltige Produkt 99 Prozent Wasser und 97 Prozent Energie im Vergleich zur Papierherstellung aus Holz. Insgesamt soll bei der Herstellung bis zu 25 Prozent CO2 weniger entstehen.
Die Anwendungsbeispiele für das neuartige Naturpapier sind vielseitig. Als Druckpapier, Etiketten und Verpackungsmaterial, kann es sogar im Lebensmittelbereich sowie im Kosmetikbereich eingesetzt werden, da es den notwendigen Zertifizierungen entspricht. Es weist keine kennzeichnungspflichtigen Allergene auf. Das Graspapier kann vollständig in den Recyclingprozess zurück geführt werden.
Das Papier aus Apfelfasern wurde in Bozen im schönen Südtirol bereits 2007 auf den Markt gebracht. Ein Ingenieur suchte nach einer Methode die Apfelreste aus der Saftproduktion zu verwerten. Er entwickelte ein Verfahren, mit dem er die Apfeltrester, getrocknet und gemahlen, zusammen mit FCS-zertifizierter Zellulose zu Papier verarbeitet. In der Herstellung wird auf chemische Bleiche verzichtet und der Einsatz von Zellulose wird weitestgehend minimiert. Das ungestrichene Papier hat eine besondere Haptik und eignet sich ideal für die Herstellung von hochwertigen Drucken und Verpackungen.
Apfelpapier steht dem herkömmlichen Recyclingpapier in nichts nach. Es ist genauso widerstandsfähig und lässt sich ebenso gut bedrucken und weiterverarbeiten. Apfelpapier riecht oder schmeckt nicht nach Äpfeln. Die Papieralternative verzichtet, wie die meisten nachhaltigen Papierproduktionen auf die chemische Bearbeitung zum gestrichenen Papier und ist ungebleicht. Es hat also einen leicht cremigen Farbton. Das Apfelpapier kommt jedoch nicht 100% ohne Holz aus. Es wird erst mit einem Gemisch aus Zellulose zu dem hochwertigen Druckmaterial. Ressourcenschonend ist es dennoch, da es den Verbrauch von Recyclingmaterial in hohem Maß reduziert. Denn auch dieser Rohstoff ist nicht unendlich.
Bambus ist eines der am schnellsten wachsenden Hölzer unserer Erde. Am Tag kann ein Riesenbambushalm bis zu 70 cm wachsen. Die Pflanze nimmt enorm viel CO2 auf und besitzt damit eine sehr positive Umweltbilanz. Für die Papierherstellung aus Bambus werden die Fasern mit einer Zuckerrohr-Bagasse verarbeitet. Die Bagasse ist ein zellstoffhaltiger Abfall der Zuckerproduktion. Ähnlich wie das Apfelpapier bedient sich das Bambuspapier also aus den Rückständen der Lebensmittelindustrie, welche sonst aufwändig und emissionshaltig vernichtet werden müssten.
Bambus wächst im Gegensatz zu Bäumen nach der „Ernte“ weiter. Es entsteht also auch kein „totes Gewebe“, welches nachher wieder CO2 an die Umwelt abgibt. Das Papier besitzt schon durch den Rohstoff einen hohen Weißegrad. Seine Färbung ist leicht grünlich und bläulich. Der Einsatz von chemischen Mitteln zur Oberflächenbehandlung kann bei der Herstellung von Papier aus Bambus durch die natürliche Beschaffenheit schon stark reduziert werden. Bambusfasern sind sehr strapazierfähig und damit für die Papierherstellung ideal geeignet. Bambuspapier kann nach seiner Verwendung in der Wertstofftonne entsorgt werden und in den Recyclingprozess zurückgeführt werden. Die Umweltbilanz dieses Papiers ist sehr positiv, auch wenn in der Herstellung hohe Mengen Wasser benötigt werden.
Die Firma Rockpaper hat einen Weg gefunden Kalksteine zu einem papierähnlichen Gewebe, dem gleichnamigen Rockpaper, zu verarbeiten. Papierähnlich deshalb, weil es mehr der Haptik eines Kunststoffs entspricht, dennoch wie Papier beschreib- und bedruckbar ist. In der Herstellung kann die Firma auf die Rohstoffe Holz und Wasser gänzlich verzichten. Das Papier wird weder mit chemischen Bleichmitteln noch mit Säure behandelt und verunreinigt damit auch nicht unser Grundwasser. Bei einer Verbrennung des Materials werden keine giftigen Gase in die Atmosphäre frei gegeben. Das Rockpaper setzt sich aus bis zu 80% Steinmehl und einer geringen Menge ungiftigem Polyethylen zusammen.
In der Herstellung setzt das Unternehmen auf das Konzept „Cradle to Cradle und produziert damit keine Abfallprodukte bzw. verwertet diese für neue Produktionen. Gegenüber einer Tonne herkömmlichen Papiers werden bei der Produktion 5.700 Kilowattstunden eingespart. Neben der positiven Umweltbilanz beschreibt das Unternehmen sein Produkt mit weiteren positiven Eigenschaften. So soll das Papier wasserfest und sehr strapazierfähig sowie reißfest sein. Die Beschaffenheit absorbiert weniger Druckfarbe, sodass hier ebenso ein Einsparpotential vorhanden ist. Das Rockpaper ist zum Einsatz für Sieb-, Offset- und Digitaldruck geeignet.
Zunächst müssen wir beim Papier aus Hanffasern das Mischungsverhältnis betrachten. In diesem Beitrag sprechen wir ausschließlich über Papier, das zu 100% aus Hanffasern besteht. Die bisher bekannten Hanfpapiere werden aus einer Mischung von Hanffasern und Recycelter Zellulose hergestellt. Erst 2021 gelang es einem Unternehmen aus Bayern ein Papier aus 100 Prozent Hanffasern herzustellen. Das Papier ist sehr strapazierfähig, hat eine positive Umweltbilanz und besitzt eine besonders angenehme Haptik. Hanfpapier, das gänzlich aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, entsteht aus einem Gemisch aus gepresstem Hanfzellstoff vermengt mit Kreide, Kartoffelstärke und Wasser.
Hanf ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, der unkompliziert angebaut und geerntet werden kann. In der Herstellung des Hanfpapiers werden zwar, im Vergleich zu herkömmlichen Frischfaserpapieren, nicht sehr viel Energie und Wasser eingespart. Dafür kann das Hanfpapier häufiger recycelt werden und kommt in der Produktion ohne Farbstoffe und Bleiche aus. Das Hanfpapier ist besonders reißfest und strapazierfähig. Außerdem ist es von Natur aus wasserfest. Das Papier ist für alle Druckverfahren geeignet und bietet daher eine hohe Flexibilität für den verarbeitenden Betrieb.
Die Silphie-Faser ist ein Produkt, das in der Bioenergiegewinnung als Abfallprodukt produziert wird. Statt die Reste zu verbrennen oder emissionsreich zu lagern, wird es in einen neuen Produktionsweg geführt. Die Faser dient als Ersatzprodukt zur Zellulose. Allerdings kann nur ca. 35% Zellulose eingespart werden. Bei der Papierherstellung werden ca. 35% der Frischfaser oder des Recyclingmaterials durch die Silphie-Faser ersetzt. Als Nutzpflanze hat die Silphie ähnliche Eigenschaften wie der Nutzhanf. So kann sie bis zu 10 Jahre eingesetzt werden und benötigt sehr wenig Pflanzenschutzmittel. Die lange Blütezeit der Silphie ist ideal für die heimische Bienenpopulation. Das Silphie-Papier lässt sich wie herkömmliches Papier recyceln. Im Druckbereich wird es hauptsächlich für Wellpappeprodukte und Verpackungsmaterial genutzt.
Der Trend geht also immer mehr dazu hin, das Recyclingpapier durch schnell nachwachsende Rohstoffe zu ergänzen. So verhindern wir, dass aus dem Ausland weiteres Recyclingmaterial hinzugekauft werden muss. Kunden, die kein Recyclingpapier oder eine der Alternativen nutzen möchten, haben weiterhin die Möglichkeit auf Material aus der nachhaltigen Forstwirtschaft zurückzugreifen. Die Kennzeichnung FSC und PEFC gelten weiterhin als nachhaltige Produkte, die dem Produktionskreislauf zurückgeführt werden können. Im Thema Nachhaltigkeit und der Druckbranche ist die erste wichtige Frage: “Was ist die nachhaltigste Möglichkeit, die ich im Moment zur Auswahl habe?”. Wer sich daran hält, reduziert auch unseren Fußabdruck in der Umweltbilanz.
Kennen Sie weitere Papiersorten aus nachhaltigen und schnell nachwachsenden Rohstoffen? Dann schreiben Sie uns gerne.