Künstliche Intelligenz (KI) war eines der heiß diskutierten Themen auf der drupa 2024. Dabei ging es vor allem um die Chancen, die diese Technologie eröffnet. Deutlich wurde aber auch, dass es noch kein einheitliches Verständnis darüber gibt, was KI ist und was man von ihr erwarten kann. Das liegt auch daran, dass viele Besucher ganz unterschiedliche Erfahrungen mit KI gemacht haben und unterschiedlich tief in die Materie eingedrungen sind. Deshalb wollen wir uns hier ein wenig genauer damit beschäftigen. Denn ganz sicher wird KI auch auf der drupa 2028 wieder ein heißes Thema sein.
Künstliche Intelligenz (KI) begann als akademisches Konzept in den 1950er Jahren, aber erst mit dem Aufkommen von Large Language Models wie OpenAI’s ChatGPT wurden KI-Anwendungen von der breiten Öffentlichkeit als solche wahrgenommen. Dabei ist KI längst in vielen Lebensbereichen präsent. Dort allerdings für viele unbemerkt. Auch in der Druckindustrie hat KI schon längst Arbeitsprozesse verändert, geholfen die Effizienz zu steigern und neue Möglichkeiten eröffnet.
Bevor wir uns den Anwendungen zuwenden, sollten wir uns etwas Grundsätzlicheres ansehen, um ein gemeinsames Verständnis davon zu bekommen, worüber wir sprechen, wenn wir von KI reden. In der Forschung werden verschiedene Arten von KI unterschieden, die jeweils spezifische Fähigkeiten und Anwendungsbereiche haben:
Reaktive Maschinen (reactive machine)
Reaktive Maschinen haben kein Gedächtnis und sind darauf ausgelegt, bestimmte Aufgaben zu erledigen. In der Druckindustrie werden diese Systeme häufig für Roboter eingesetzt, die Material in und aus Druckmaschinen bewegen.
Begrenztes Gedächtnis (limited memory)
Systeme mit begrenztem Gedächtnis können Informationen aus der Vergangenheit nutzen, um Entscheidungen zu treffen. Beispiele dafür sind Chatbots und virtuelle Assistenten wie Siri, die auf Eingaben reagieren und ständig dazulernen. In der Druckindustrie wird diese Art der KI zunehmend zur Prozessoptimierung und Fehlererkennung eingesetzt.
Theorie des Geistes (Theory of Mind)
Diese Art der KI versucht, menschliche Gedanken und Emotionen zu verstehen. Bislang ist es jedoch noch niemandem gelungen, dieses Konzept in die Realität umzusetzen. Anwendungen wie die menschenähnliche KI im Film „Her“ zeigen, wohin die Entwicklung gehen könnte.
Selbstbewusste KI (self awareness)
Auch eine selbstbewusste KI, die sich ihrer selbst und ihrer Umwelt bewusst ist, existiert bisher nur in der Theorie und ist Gegenstand zahlreicher ethischer und technischer Diskussionen.
In der Druckindustrie setzen viele Hersteller und Softwareanbieter KI-Technologien ein, um ihre Produkte zu verbessern. Einige der wichtigsten Anwendungsbereiche sind:
Computer Vision und Qualitätskontrolle
Frühe Anwendungen von KI in der Druckindustrie waren optische Inspektionssysteme, die Druckergebnisse überprüften und Fehler erkannten. Heute können solche Systeme mithilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens Probleme klassifizieren und je nach Fehlerquelle automatisch Korrekturen vornehmen.
Vorausschauende Wartung
Durch die Analyse von Maschinendaten kann KI vorhersagen, wann Wartungsarbeiten oder der Austausch bestimmter Teile notwendig sind. Dadurch werden Ausfallzeiten reduziert und der Produktionsprozess optimiert.
Robotik
Reaktive KI wird zunehmend in Roboteranwendungen integriert. Roboterarme, die Substrate be- und entladen oder Präzisionsaufgaben wie das Einlegen von Mailings übernehmen, sind aus der zukünftigen Druckproduktion nicht mehr wegzudenken. Sinkende Installationskosten machen diese Technologie auch für kleinere Unternehmen erschwinglich.
Generative KI und kreative Prozesse
Generative KI, wie OpenAI’s ChatGPT, eignet sich besonders für die Erstellung von Texten, Bildern und sogar Code. In der Druckindustrie wird diese KI bereits für die schnelle Erstellung von Designs und Konzeptnachweisen eingesetzt. Auch das Kundenmanagement profitiert von dieser Technologie, da generative KI Stimmungen in Kundenanfragen erkennt und optimierte Antworten formulieren kann. Einige Anbieter nutzen generative KI, um Kundendaten aus E-Mails in strukturierte Bestellprozesse zu überführen.
Die Druckindustrie verändert sich rasant, denn das Angebot an KI-Lösungen wächst. Auf der nächsten drupa werden Besucher staunen, wie KI und Robotik die Effizienz weiter steigern und neue Anwendungen ermöglichen. Da immer mehr Unternehmen KI in ihre Arbeitsabläufe integrieren, steht die Druckindustrie vor einer Transformation, die Wettbewerbsfähigkeit, Qualität und Innovation in den kommenden Jahren weiter vorantreiben wird.
Denn Künstliche Intelligenz bietet der Druckindustrie enorme Chancen. Ob durch die Optimierung von Prozessen, die Reduzierung von Ausfallzeiten oder die Verbesserung der Kundenkommunikation - KI wird zu einem integralen Bestandteil der modernen Druckindustrie – und damit auch der drupa 2028.