Jikji und die Anfänge des modernen Buchdrucks: Eine historische Ausstellung auf der drupa -- drupa - 2028 - Messe Düsseldorf
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Jikji und die Anfänge des modernen Buchdrucks: Eine historische Ausstellung auf der drupa


















Als Weltleitmesse für Drucktechnologie steht die drupa für Innovation und Fortschritt. Sie erinnert aber auch an die Wurzeln des modernen Drucks. Die vom Early Printing Museum in Cheongju (Südkorea) konzipierte Ausstellung über das Buch Jikji - das älteste erhaltene Buch, das mit beweglichen Metalllettern gedruckt wurde - gibt einen faszinierenden Einblick in die Frühgeschichte des Drucks. Das Klingspor Museum in Offenbach brachte diese einzigartige Ausstellung zur drupa 2024 mit.

Jikji ist ein buddhistisches Lehrbuch, das 1377 in der koreanischen Stadt Cheongju gedruckt wurde. Es gilt als das älteste erhaltene Buch der Welt, das mit beweglichen Lettern aus Metall hergestellt wurde. Das Werk enthält eine Anthologie von Schriften buddhistischer Meister und erschien ursprünglich in zwei Bänden. Heute ist nur noch der zweite Band erhalten, der sich in der Bibliothèque Nationale in Paris befindet.

Das Buch Jikji ist ein wichtiges Zeugnis eines entscheidenden Moments in der Geschichte der Buchproduktion, da die verwendete Technik - der Druck mit Metalllettern - eine schnellere und effizientere Vervielfältigung von Texten ermöglichte. Dieser koreanische Druck entstand mehr als 70 Jahre vor der berühmten Gutenberg-Bibel. Der Entstehungskontext des Buches ist eng mit der geistigen und kulturellen Entwicklung Koreas im 14. Jahrhundert verbunden, als der Buddhismus eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben spielte. Das Werk wurde im Heungdeoksa-Tempel gedruckt und diente sowohl der Bewahrung religiöser Lehren als auch der Vermittlung von Meditation und Selbstfindung.

Copyright Early Printing Museum Cheongju

Hanji-Papier: Koreas traditionsreiches Material

Einer der Gründe, warum das Jikji-Buch die Jahrhunderte überdauern konnte, ist das besondere Papier, auf dem es gedruckt wurde: Hanji. Hanji wird traditionell aus der Rinde des schwarzen Maulbeerbaums hergestellt und zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Haltbarkeit und Langlebigkeit aus. Die spezielle Technik der Papierherstellung, die in Korea seit Jahrhunderten praktiziert wird, hat dafür gesorgt, dass historische Werke wie Jikji bis heute in erstaunlich gutem Zustand erhalten geblieben sind. Die langen, robusten Fasern des Maulbeerbaums machen das besondere Papier widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und verleihen ihm eine charakteristische Textur, die sich ideal zum Bedrucken eignet.

Copyright Early Printing Museum Cheongju

Die Kunst des Metallgusses

Die Herstellung der beweglichen Metalllettern für Jikji war ein äußerst anspruchsvoller Prozess, der ein hohes Maß an technischem Können erforderte. Für diesen Druck wurde das so genannte Bienenwachsgießverfahren verwendet, um die einzelnen Buchstaben zu fertigen. Zunächst wurden die Schriftzeichen in Wachs modelliert und auf einer baumähnlichen Struktur angeordnet. Diese Wachsmodelle wurden dann in eine Form aus Ton und Sand eingebettet, die nach einer Aushärtungsphase in einen Ofen kam. Dort schmolz das Wachs bei großer Hitze und der entstandene Hohlraum wurde anschließend mit flüssigem Metall, meist einer Legierung aus Kupfer und Zinn, gefüllt. Nach dem Abkühlen wurden die Metallabgüsse aus der Form gelöst, die einzelnen Letter abgetrennt, gereinigt und geschliffen, um eine präzise Druckqualität zu gewährleisten. Diese Technik ermöglichte die effiziente Vervielfältigung von Texten und war ein Meilenstein in der Entwicklung des Buchdrucks.

Copyright Early Printing Museum Cheongju

Jahrhunderte im Verborgenen

Jikji wurde im Jahr 1377 im Heungdeoksa-Tempel gedruckt. Aufgrund seiner religiösen Bedeutung wurde es lange Zeit in einer Buddha-Statue aufbewahrt. Jahrhundertelang blieb das Buch unbeachtet, bis es Ende des 19. Jahrhunderts von dem französischen Vize-Botschafter Victor Collin de Plancy in Korea erworben wurde. Zusammen mit anderen historischen koreanischen Büchern brachte er Jikji nach Paris. Dort gelangte es auf einer Auktion in den Besitz des Kunsthändlers Henri Vever, dessen Erben es 1952 der Bibliothèque Nationale de France übergaben. Die wahre Bedeutung des Jikji wurde aber erst 1972 von der koreanischen Forscherin Dr. Park Byeong-seon erkannt.

Copyright Early Printing Museum Cheongju

Jikji, ein globales Kulturerbe

Mit der Würdigung von Jikji als ältestem Zeugnis dieser Drucktechnik begann eine intensive Forschung, die bis heute andauert. Seit seiner Wiederentdeckung wird das Buch von koreanischen und internationalen Wissenschaftlern untersucht, um seine Entstehung und die verwendeten Techniken weiter zu erforschen. 

Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen dem Cheongju Early Printing Museum und der Bibliothèque Nationale de France hat zu neuen Erkenntnissen über die Drucktechnik und das verwendete Papier geführt. Im Rahmen dieser internationalen Zusammenarbeit entstand auch die ans Klingspor Museum in Offenbach ausgeliehene und nun auf der drupa gezeigte Ausstellung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das kulturelle Erbe von Jikji zu würdigen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Copyright Early Printing Museum Cheongju

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