Der Schweizer Künstler und Drucker Lorenz Boegli hat eine Methode entwickelt, um RGB zu drucken. Mit dieser revolutionären Technologie eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für die Druckindustrie.
Wir alle wissen, dass RGB nicht gedruckt werden kann. Dieser Farbraum ist für Bildschirme und andere selbstleuchtende Systeme gedacht. Für Druckzwecke gibt es CMYK, und so funktioniert die Welt. Aber ist das immer noch wahr? Was ist, wenn ein Künstler und Drucker namens Lorenz Boegli eine Möglichkeit entwickelt, RGB zu drucken? Denn das hat er tatsächlich getan! Und das Ergebnis ist eine fantastische und innovative neue Drucktechnologie.
RGB vs. CMYK
Bis jetzt war es nicht möglich, den facettenreichen und leuchtenden RGB-Farbraum in einem einzigen Druckverfahren auf Papier oder andere Substrate zu bringen. Als additives Farbsystem ist RGB für leuchtende Medien wie Bildschirme oder Beamer reserviert. RGB sind Lichtfarben, die Farbwahrnehmung wird durch Mischen von Licht erzeugt. Aus diesem Grund wird es auch als additives Farbmodell bezeichnet. Je mehr Farbe verwendet wird, desto heller wird das Bild. Wenn man alle drei Grundfarben zu 100 % verwenden, erhält man Weiß.
CMYK hingegen ist das subtraktive Modell. Es setzt sich aus den drei Farben Cyan, Magenta und Gelb sowie der Grundfarbe Schwarz zusammen, die auf einen (meist) weißen Hintergrund gedruckt werden. Je mehr Farbe aufgetragen wird, desto dunkler wird das Ergebnis. Die Schlüsselfarbe ist notwendig, weil eine 100%ige Anwendung von Cyan, Magenta und Gelb kein echtes Schwarz, sondern nur ein dunkles Braun ergibt.
Ein innovatives neues Druckverfahren
Der RGB-Druck von Boegli hingegen wird auf schwarzem Papier gedruckt und geht in ein strahlendes Weiß über. Möglich wird dies durch reflektierende Pigmente in den Farben.
"Mit roten, grünen und blauen Spectraval-Pigmenten von Merck auf schwarzem Grund ist es mir 2013 gelungen, durch Überdrucken der drei Grundfarben der additiven Farbmischung Weiß zu erzeugen. Dies gelingt dank der reflektierenden Pigmente in den Farben", so Boegli.
In der Zwischenzeit haben Merck und Boegli die Technologie weiterentwickelt und für gängige Drucker verfügbar gemacht. Der RGB-Druck mit Spectraval™ funktioniert auf herkömmlichen Druckmaschinen, kann also in Standard-Sieb-, Tief- oder Flexodruckverfahren integriert werden.
Die vier wichtigsten Arbeitsschritte sind:
1. Die Bilddatei wird in CMYK separiert und in das Negativ gelegt. Auf diese Weise erhält man die Farben Rot, Grün und Blau.
2. Für die Rasterung wird ein feines Raster für maximalen Farbauftrag gewählt.
3. Für den Druck werden die speziellen Farbpigmente in hoher Konzentration in konventionelle Siebdrucklacke gemischt.
4. Beim Druckprozess selbst ist eine niedrige Druckgeschwindigkeit wichtig, um die ideale Ausrichtung der einzelnen Pigmente zu gewährleisten.
Für die Präsentation der neuen RGB-Drucktechnologie auf der drupa 2016 kooperierte Merck mit der Firma STAINER, die 3 mm dicke 2750 x 1875 mm große Aluminiumverbundplatten für eine RGB-Ausstellungswand herstellte. Hierfür wurden die Aluminiumplatten zunächst im Siebdruck schwarz vorgedruckt und anschließend im RGB-Druckverfahren mit dem mitgelieferten Motiv in den Farben Rot, Grün, Blau und Silberweiß bedruckt.
Immer mehr Bereiche beschäftigen sich mit der RGB-Technik, da die Wirkung des additiven Drucks Unternehmen und Kunden buchstäblich ins Auge sticht.