Der Digitaldruck eröffnet für Klein- und Mittelstand den Weg in die Textilindustrie. Vorbei sind die Zeiten, in denen man Stoffe in einer hohen Mindestabnahmemenge kaufen musste, um in den Markt einzusteigen. Mit dem Digitaldruck sind bereits Viertelmeterwaren käuflich zu erwerben. Der Trend geht schon länger zum „Print-on-Demand“. Bei diesem Verfahren werden Überproduktionen sogar gänzlich verhindert.
Kleine Designer, die ihre Kleidung in limitierter Auflage zur Verfügung stellen wollten, musste man sich vor ein paar Jahre noch leisten können. Durch den Digitaldruck wird dieser individuelle Geschmack für eine breite Masse erschwinglich. Heute lassen diese Markeninhaber ihren Stoff einfach bedrucken, und zwar nur dann, wenn sie ein Teil aus ihrer Kollektion verkauft haben. Das fertige Produkt ist innerhalb weniger Werktage – meistens 2 -3 – schon beim Endverbraucher.
Neben Hochleistungsmaschinen spielen Farben und Anwendungstechnik eine entscheidende Rolle. Seit ein paar Jahren forschen die druckprozess GmbH & Co. KG und die „Textil vernetzt“ des STFI an Pigmenttinten für den Textildruck. Pigmenttinten sind in ihrem Ergebnis deutlich besser als herkömmliche Farbprozesse. Die wasserbasierten Farben haben sich in Kontrast und Tiefenschärfe in den letzten Jahren gesteigert und stehen oberflächenbehandelten Farbprozessen in nichts mehr nach. Im Gegenteil: Im Pigmentdruck wird die gesamte Prozesskette verkürzt. Es wird deutlich weniger CO2 ausgestoßen und weniger Wasser verschmutzt als bei den bekannten Verfahren.
Mit dem Wissen, dass 20% der Wasserverschmutzung weltweit durch die Textilindustrie verursacht wird, ist der Pigmentdruck ein Meilenstein für die Nachhaltigkeit der Branche.
Ein großer Vorwurf, den sich die Textilbranche seit ein paar Jahren gefallen lassen muss, ist die Schnelllebigkeit. Kollektionen werden in Massen auf den Markt gebracht. Wenn der Endverbraucher diese nicht annimmt, wird diese nicht wieder verwertet, sondern endet als Restmüll und die neue Kollektion überschwemmt den Markt. Die Überproduktion von Textilien ist immer weiter gestiegen.
Der Digitaldruck von Textilien ermöglicht die Herstellung von wesentlich kleineren Stückzahlen zu ähnlichen Preisen. So können neue Kollektionen vorab in geringer Menge getestet werden. Überproduktionen werden somit vermieden.
Bisher war das Nadelöhr der Branche nicht der Druck, sondern die Verarbeitung der Stoffe. Durch die Digitalisierung werden heute schon Schneide- und Nähprozesse vereinfacht, sodass die Branche auch hier immer mehr Fahrt aufnimmt.
Innovative Inkjetverfahren führen zu schlankeren und nachhaltigeren Produktionsprozessen. Die Lieferketten werden kürzer und so haben kleine und neue Designs heute eine Chance im Markt eine Rolle zu spielen.
Just-in-time wurde durch die Automatisierung von Prozessen möglich. Wo sich früher der Aufwand nicht lohnte, übernehmen digitale Systeme die Arbeit, sodass diese Aufträge nicht mehr abgelehnt werden. Kleinserien werden so ohne großes Risiko möglich.
Diese neuen Prozesse unterstützen auch die Nachhaltigkeit. Während Überproduktionen und Makulatur vermieden werden, können die Kollektionen viel zielgerichteter und abwechslungsreicher hergestellt werden.
Auch die drupa 2024 beschäftigt sich mit den neuen Möglichkeiten im Textildruck und der Textilindustrie. Mit dem touchpoint textile haben wir ein Sonder-Forum geschaffen, das sich mit einem riesigen Marktsegment auseinandersetzt und Marktteilnehmer miteinander vernetzt.